Forscher:innen, Aktivist:innen, Intellektuelle und NGOs aus dem Globalen Süden haben diese Politik in einem jüngst veröffentlichten Manifest als "Dekarbonisierung der Reichen" auf Kosten der Armen bezeichnet. Mit dem Griff nach Rohstoffen für die Energiewende in Europa, den USA oder auch China, so die Unterzeichner:innen, setze sich das alte Modell der Ressourcenausbeutung fort. Mit der Corona-Pandemie und unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges in der Ukraine habe sich "eine neue Normalität" herausgebildet: "die Sicherung globaler Lieferketten". Sei es für Impfstoffe, um den Schutz der eigenen Bevölkerung auf Kosten anderer zu garantieren. Sei es für Erdgas und Erdöl, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Sei es für Wasserstoff, Kobalt und Lithium aus Namibia, dem Kongo oder Chile, um in Europa, China und Nordamerika sauberen Strom und E-Autos zu produzieren. Die Unterzeichner:innen bezeichnen das als neue Form des Kolonialismus, nur eben grüner – und oft mitgetragen von politischen Eliten im Globalen Süden.
Man kann sich über einiges in diesem Manifest streiten. Aber es kommt einer planetaren Ethik, die für die Bewältigung der globalen Krisen (und der Umsetzung der Empfehlungen des Weltklimarats) nötig wäre, sehr viel näher als die aktuelle Politik und die aktuellen Debatten in Washington, Brüssel oder Berlin.